Klaus Barkowsky: Vom „Luden“ zur Legende
Sein Gesicht war das Aushängeschild für den Typus des Zuhälters der Reeperbahn in der 80er Jahren. Coole Sonnenbrille, Goldkette, offenes Hemd. Dazu ein passendes Auto, dass den Status des Lebemanns unterstützt. Im Falle des schönen Klaus war es ein Lamborghini.
Klaus Barkowsky wurde schon mit 15 Jahren Zuhälter – auch wenn er das gar nicht so geplant hatte. Im Alter von 20 Jahren wurde er Geschäftsführer einer Bar an der Großen Freiheit, wenig später gründete er die Nutella Bande.
Barkowsky in den Medien: Die Serie „Luden“ und sein Vermächtnis
Die Amazon-Serie „Luden – Könige der Reeperbahn“ brachte die Geschichte von Klaus Barkowsky und der Nutella-Bande ins Rampenlicht. Sie zeigt eindrucksvoll den Aufstieg und Fall der legendären Zuhälterclique, die in den 1970er und 1980er Jahren das Hamburger Rotlichtviertel prägte. Barkowsky wird darin als charismatische, aber auch berechnende Figur dargestellt – ein Mann, der Stil und Härte vereinte und es verstand, im Kiez Macht zu erlangen.
Doch das wahre Leben von Klaus Barkowsky ging weit über das hinaus, was die Serie zeigt. Sein Weg führte ihn vom kriminellen Milieu bis in die Kunstszene. Am 25. April 2023 nahm sich der einstige „Kiezkönig“ das Leben – ein dramatisches Ende einer ebenso schillernden wie düsteren Karriere.
Vom Aufstieg zum gefürchteten Kiezkönig
Klaus Barkowsky wurde am 15. April 1949 in Hamburg geboren. Aufgewachsen in einem rauen Arbeitermilieu, zog es ihn früh auf die Reeperbahn, wo er sich schnell einen Namen machte. Sein charismatisches Auftreten, seine Stilsicherheit und sein berüchtigter roter Lamborghini Countach machten ihn zum Inbegriff des luxuriösen Zuhälterlebens.
In den 1970er Jahren stieg Barkowsky in der Hamburger Unterwelt auf. Als führende Figur der Nutella-Bande kontrollierte er einen bedeutenden Teil des Rotlichtgeschäfts. Sein Einfluss gründete sich nicht nur auf Gewalt, sondern auch auf seinen Geschäftssinn. Er galt als berechnend, strategisch und wusste genau, wie er sich in der gefährlichen Welt des Kiezes behaupten konnte.
Er mietete unter anderem Etablissements im Eros Center und ließ bis zu 15 Frauen für sich anschaffen. In Hochzeiten verdiente er bis zu 10.000 Mark pro Tag.
Barkowsky erhielt erstmals 1989 eine Haftstrafe, nachdem er ein Messerwerfen in einem Kiez-Bistro veranstaltet hatte, bei dem eine Klinge eine 21-Jährige in den Rücken traf. In „Charlys Nightbar“ am Hamburger Berg 29 wurde er von einem österreichischen Zuhälter des des Betrugs beim Kartenspielen bezichtigt und angeschossen.
Machtverlust und Wandel des Milieus
Mit den 1980er Jahren veränderte sich die Reeperbahn. Neue Gruppen drängten ins Milieu, der Drogenhandel nahm zu, und die Polizei setzte verstärkt auf Repression. Barkowsky erkannte, dass die goldene Ära der Nutella-Bande zu Ende ging, und zog sich langsam aus dem Rotlichtgeschäft zurück.
Der zweite Lebensweg: Kunst statt Kriminalität
Nach seinem Rückzug aus dem Milieu widmete sich Barkowsky der Kunst. Seine Erfahrungen aus dem Kiezleben verarbeitete er in Gemälden und Fotografien, die oft die dunklen Seiten des Rotlichtmilieus zeigten. Seine Werke fanden schließlich Platz im renommierten Erotic Art Museum in Hamburg.
Zusammen mit Claudia Tejeda, dem Reverend der Reeperbahn und Lars Möller gründete er den Künstlerkreis EWIG, der sich intensiv mit urbaner Kunst und Gesellschaftsthemen auseinandersetzte. Diese kreative Neuausrichtung machte ihn zu einer anerkannten Persönlichkeit in der Kunstszene.
Ein Leben zwischen Ruhm und Schatten
Klaus Barkowsky war eine der faszinierendsten und widersprüchlichsten Figuren der Hamburger Unterwelt. Von einem gefürchteten Zuhälter wandelte er sich zu einem Künstler, der die Abgründe seiner Vergangenheit in beeindruckende Werke verwandelte.
Sein tragischer Tod im Jahr 2023 markierte das Ende einer Ära. Doch sein Vermächtnis lebt weiter – in der Kunst, in der Legende der Reeperbahn und in der Geschichte eines Mannes, der vom Kiezkönig zum Künstler wurde.