Das Ende von Stefan Hentschel, dem selbsternannten göttlichen Zuhälter, war spektakulär. Er verabschiedete sich am 28. Dezember 2006 kurz vom Tresen in der Gaststätte Ritze, um noch eine bisschen im Keller die Sandsäcke zu boxen. Stattdessen hakte er einen davon aus und knüpfte sich auf.
Damit schied eine weitere Gestalt aus dem Leben, die den Kiez in den 80er Jahren prägte. Geboren wurde Stefan Hentschel in 1948 in Chemnitz-Gablenz.
Stefan Hentschel auf dem Kiez
Auf dem Kiez lernte er schnell, wie das Geschäft mit der Prostitution so läuft. Nachdem er einem Zuhälter, dem Luden Schorsch, seine Dame, die Reni, ausspannte und im Café Cherie anschaffen ließ, köderte er weitere Damen und vergrößerte so seinen Harem und seinen Umsatz. Laut seiner Biografie „bekehrte“ er sogar eine Wachturmverkäuferin.
Während die Zuhälter damals eher durch extravagante Kleidung und teure Uhren auffielen, war Stefan Hentschel eher der kraftstrotzende Beschützertyp mit Matte und Porsche. Eine Boxerkarriere blieb dem muskulösen Hünen allerdings verwehrt. Er bestritt 1973 nur einen Amateurkampf, den er in Runde zwei verlor.
Im Zuge der Bandenkämpfe zwischen der Nutella-Bande und der GMBH geriet auch Stefan Hentschel mit seinem Gewerbe zwischen die Fronten. Laut seiner Biografie war er sogar auf der Abschussliste des Kiez-Killers Mucki Pinzner.
Stefan Hentschel führte daraufhin ein Saus- und Braus-Leben auf den Kanaren, wo sich viele Milieuleute zurückzogen, um zu entspannen oder sich zu verstecken. Sein Wiedereinstieg auf dem Kiez war die Eröffnung der Tanzbar BASE, die später Opfer eines Bombenanschlages wurde.
Von diesem Schock hatte sich Stefan Hentschel nur schwer erholt, er versuchte ein bürgerliches Leben mit einer Reinigungsfirma aufzubauen, aber das klappte nicht.
Bekannt wurde Stefan Hentschel im Internet durch die virale Verbreitung einer Sequenz aus einer NDR-Dokumentation, in der er einen unbeteiligten Besucher einfach ohrfeigt und dann gemütlich weiter erzählt.