Sankt Pauli ohne „Die Ritze“ ist unvorstellbar. Die Kneipe ohne Fenster, aber mit Vorder- und Hintereingang, gehört zu Sankt Pauli, wie die Freiheitsstatue zu New York. Das Lokal war früher eine Bedürfnisanstalt, dann ein Getränkelager für die angrenzenden Bordelle. Der Boxfan und Gastronom Hanne Kleine übernahm 1974 den Laden und machte daraus eines der beliebtesten Lokale auf der Meile. Sein „Geheimnis“ ist der kultige Boxkeller, der sich im Untergeschoss befindet. Dort fanden sich spätere Champs wie Dariusz Michalczewski, Henry Maske, Vitali und Wladimir Klitschko zum Sparring ein. Auch heute trainieren dort noch Amateure in einem angegliederten Boxverein.
In der Ludenära war das Lokal zweigeteilt. Der durch einen Vorhang abgetrennte Stammtisch war den schweren Jungs vorbehalten. Vorne durften dann die „normalen“ Gäste an den Zapfhahn und sich Porno-Filme oder Boxsportübertragungen ansehen. Das Lokal war auch Ort zweier Tragödien. Einmal wurde der Zuhälter „Chinesen Fritz“ mit vier Schüssen von einem unbekannten Zuhälter vom Barhocker gefegt, zum anderen erhängte sich im Keller der göttliche Zuhälter Stephan Hentschel wegen persönlicher Probleme.
Heute laufen statt Sex-Filmen in der „Ritze“ eher die Bundesligaübertragungen und viele Reeperbahnführungen gehen im Minutentakt die Treppe hinunter, um den einzigartigen Keller zu bestaunen.
Auch wenn das Lokal „Zur Ritze“ etwas versteckt ist, man erkennt es sofort an seinem charakteristischen Eingang. Der Rubens der Reeperbahn Erwin Ross hatte damals die Idee, die Flügeltüren durch zwei gespreizte Beine einladender zu machen. Ist ihm wohl geglückt.
Heute wird das Lokal von Carsten Marek geführt, der vieles professionalisiert hat.
Besucht einfach mal die Website.
zurritze.com