Mal ein anderer Rundgang – oder doch nicht?
Hartmut Roderfeld mit Michael Otremba von Hamburg Tourismus GmbH unterwegs.
Autor: Hartmut Roderfeld
Ende Mai machte ich mit Michael Otremba einen Rundgang durch St.Pauli. Dieser ist der neue Geschäftsführer der Hamburg Marketing GmbH und verantwortlich für die Hamburg Tourismus GmbH, nachdem sein Vorgänger von Herr Albedyll etwas unschön in den Ruhestand gegangen wurde. Immerhin war dieser 26 Jahre lang für das Bild, welches Hamburg in der Welt bietet mitverantwortlich und hat, wie ich finde, einen guten Job gemacht.
Zu beurteilen, ob er, wie so viele Führungskräfte, die Bodenhaftung verloren hatte, maße ich mir nicht an.
Sicher war es auch für diesen eine Herausforderung, dass man weltweit bei Hamburg oft erst an St.Pauli und die Reeperbahn, denkt.
Im Gegensatz zu einigen Hamburger Politikern.
Es ist noch nicht lange her, dass für sie St.Pauli nur ein „Schmuddelbezirk“ war und sie sich nur mit Polizeibegleitung hierher gewagt haben.
Die hätten mal bei ihren Steuereinnahmen nachsehen müssen.
Anyway, heute ist St.Pauli in!
Gentrifizierung ist ein anderes aktuelles Thema.
Michael Otremba jedenfalls ist sein Nachfolger.
45 Jahre alt, zuletzt Marketingleiter beim Flughafen München, kommt er fast wieder in seine Heimat zurück. Er wurde in Stade geboren und wuchs in Eckernförde auf.
Da seine Frau, eine Münchnerin, auch den Wassersport liebt, sollte es auch da klappen. Ich habe ihm jedenfalls vorgeschlagen, mal in der Cap San Diego zu übernachten. Da muss man sich doch in Hamburg verlieben.
Also einfach mal bummeln, Geschichten statt Geschichte, außerhalb von Reiseführern.
Große Freiheit, Salambo, Safarie, Gretel und Alfons, Ritze, Silbersack, Lustige Mamma…überall werden es weniger alte inhabergeführte Lokale mit Geschichte und Engagement für die Reeperbahn oder ihren Kiez.
Noch gibt es einige von ihnen bzw. sie wurden von engagierten Freunden gerettet. Silbersack, nach Ernas Tod ist er nun eine GmbH&CoKG der Freunde des Silbersacks. Aber es gibt ihn noch.
Nicht zu vergessen die Nebenstraßen- ohne Junggesellenabschiede, besoffene Reisegruppen…. ach ersparen sie mir die Aufzählung.
St.Pauli hat so schöne Ecken..
Kleine Restaurants nördlich der Simon von Utrecht-Straße, Paul-Roosen-Str., Kreativnacht oder südlich der Reeperbahn der Hein-Köllisch-Platz, Park-Fiktion – für St.Paulianer ohne Touristen.
Wir bummelten überall rum.
Natürlich kamen auch Themen vor, wie das Erotik Art Museum- verschwunden, wohin? Wer hat die Sachen? – Positiv das Gymnasium mit toller Kantine mit Hafenblick, die Schüler kochen selbst. – St.Pauli Museum, von der Stadt ignoriert, so sehenswert mit u.a. den Dingen von Günter Zint. – Spielbudenplatz und die Betreibergesellschaft, die eine tolle Arbeit machen und dann oft daran scheitern, dass sich Anlieger über die Geräuschkulisse beschweren und vor Gericht Recht bekommen. Was eine Überraschung, dass es dort laut ist.
Wer weiß schon alles? Kennt alle Lösungen oder bildet sich das ein?
IG-St.Pauli, der Bürgerverein, BID, Steg, Parteien oder wer am lautesten schreit?
Jeder kocht sein Süppchen, mal wirklich für St.Pauli, mal für seine eigenen Interessen.
Wer weiß noch, dass die Elbphilharmonie von der CDU angefangen wurde? Der Erfolg hat nun viele Väter. Die erste Olympia-Bewerbung war auch die CDU und wurde von der SPD abgelehnt- Parteien sind mir aber völlig egal und austauschbar oder manchmal spricht des Volkes Stimme. Oder wer schreit dann doch am lautesten, wenn die Parteien versagen, obwohl wir sie als unsere Stimme gewählt haben.
Michael Otremba, seit dem 1.Mai im Amt, geht jedenfalls einen neuen Weg, um Hamburg kennen zu lernen, er macht „geführte“ Touren durch Hamburg, als Interessierter und nicht als Marketingchef mit Offiziellen.
Mit dem Fahrrad durch den Hafen, entlang der Elbe bis Ovelgönne und nun mit mir durch St.Pauli.
Mit mir als „Greeter“ (www.hamburg-greeter.de), jemandem, der Gästen den Teil von Hamburg zeigt, den er kennt und liebt und der auch einiges an Hintergrundinformationen weiß.
Als Profi kann er filtern, wer was sagt und was will.
Besser kann man sein neues Arbeitsfeld nicht kennen lernen.
Was er generell daraus macht wird sich zeigen, ich bin da optimistisch.
Und mal ehrlich, Hamburg ist einfach die schönste Stadt in Deutschland (hab ich als Berliner das wirklich geschrieben?)