Echte Dont’s auf der Reeperbahn und auf St. Pauli Ernst gemeint, aber mit Augenzwinkern

Hamburg mag zwar eine riesige Weltstadt sein. Allerdings sind St. Pauli im Allgemeinen und die Reeperbahn im Besonderen ein Mikrokosmos, in dem in vielerlei Hinsicht „die Uhren anders ticken“. Gerade Auswärtige kennen viele Feinheiten nicht, treten deshalb schnell in so manches Fettnäpfchen. Die folgenden Dont’s sollte man deshalb vermeiden, ganz gleich ob die Folgen dramatisch oder nur augenzwinkernd sein können.

1. Mit Trikots fremder Fußballclubs feiern gehen

Ja, in Hamburg gibt es mit dem HSV und St. Pauli zwei relevante Fußballmannschaften. Ja, deshalb kommen natürlich Fans der Auswärtsmannschaften alle zwei Wochen in die Stadt. Ja, man kann problemlos online oder vor Ort seine Wetten beim noch heute teils unter seinem alten Namen bekannten Wettanbieter („Sportsbook“) abgeben und sowohl vor als auch nach dem Spiel auf St. Pauli feiern.

Aber (und dieses Aber darf man sich in Großbuchstaben vorstellen): Auf keinen Fall sollte man nach dem Spiel rund um die Herbertstraße so richtig abfeiern und dabei optisch allzu gut sichtbar seine Anhängerschaft zu einem Non-Hamburg-Verein kundtun. Sofort fliegende Fäuste muss man zwar nicht befürchten, aber wenn der Alkoholpegel steigt, ergibt eine Spöttelei schnell das nächste Wort und das kann dann durchaus auf der Davidwache enden. Apropos:

2. In Feierlaune den Beamten auf der Davidwache auf die Nerven gehen

Die Davidwache dürfte ohne Übertreibung die berühmteste Polizeidienststelle Deutschlands sein – mindestens. Und durch ihre Lage direkt an der gleichnamigen Seitenstraße der Reeperbahn ist sie (einsatztaktisch gesehen) wirklich „in allerbester Lage“. Doch obwohl die Beamtinnen und Beamten auf der Wache sowohl ihre Reeperbahn als auch die dortigen Besucher (und deren Verhalten) bestens kennen und so manchen Spaß verstehen, so hat das doch alles seine Grenzen.

  • Selfies vor dem historischen Gebäude: Völlig okay
  • Selfies mit den Beamten draußen nach deren Einverständnis: Völlig okay

Allerdings im „angetütelten Kopp“ Einlass begehren oder die Polizisten draußen in unnötige Gespräche zu verwickeln, ist echt ein No-Go. Erstens haben die Beamten wirklich Besseres zu tun, zweitens ist es rechtlich völlig okay, jemand stark Alkoholisiertes in Gewahrsam zu nehmen, wenn er eine Gefahr für sich, andere, die öffentliche Sicherheit oder deren Ordnung darstellt.

3. „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ grölen – egal zu welcher Uhrzeit

Der „blonde Hans“ Albers mag zwar tatsächlich bis heute einer der bekanntesten und beliebtesten Söhne der Stadt sein. Allerdings gibt es sicherlich so manche Bewohner St. Paulis, die zumindest einen seiner Songs nicht mehr hören können. Einfach, weil sie schon zu oft sehr unmelodische Darbietungen jenes sehr berühmten Textes ertragen mussten – von dem obendrein viele nur den Refrain kennen.

Deshalb eine kleine Bitte in eigener Sache: Der Song ist wunderbar und ein Stück St. Pauli, aber jede gegrölte Version nimmt ihm ein bisschen von seinem Zauber.

4. Die Reeperbahn nur als Touristendarbietung ansehen

Jede Menge Bars und Clubs, lauter Ladies der Nacht. Auf den ersten Blick könnte man durchaus glauben, dass auf St. Pauli alles nur eine so klischeehafte Show wäre wie in einem Vergnügungspark – inklusive der meist kurzgeschorenen, volltätowierten Hünen mit Kühlschrank-Körperformat. Schon viele Besucher von außen, besonders mit Pegeln weit jenseits der Fahrtüchtigkeit, mussten diesen Irrglauben schon mit ein paar Schwellungen bezahlen – mindestens.

Ja, es handelt sich wirklich um ein großes Party- und Rotlichtareal. Allerdings ist das kein potemkinsches Dorf, keine Pappfassade. Die harten Typen sind nicht nur angeheuerte Kostümierte, das sind überaus häufig „echte“ Männer des Kiezes: Zuhälter, Securities, Halb- und Unterweltgestalten. Wer denen als betrunkener Tourist zu nahe kommt, riskiert ganz ernsthaft das, was die Amerikaner ein „Knuckle-Sandwich“ nennen. Also: Bitte fernbleiben und nicht ansprechen – und keinesfalls fotografieren.

5. Das Taschenmesser beim Besuch in der Hosentasche vergessen

Klinge fürs Öffnen der Onlinekauf-Pakete, kleine Schere für die schnelle Nagelpflege zwischendurch und natürlich der Flaschenöffner für gekühlte Erfrischungen. Die meisten Taschenmesser sind extrem vielfältige Werkzeuge. Und in Form von Multi-Tools sind sie sogar halbe Werkzeugkisten im Hosentaschenformat. Doch so praktisch die Helferlein im Alltag sind, wer auf die Reeperbahn gehen will, sollte sie unbedingt zuhause lassen.

Denn seit 2007 gilt dort ein noch schärferes Waffengesetz als in Restdeutschland. Heiß, selbst ein normalerweise völlig legal mitzuführendes Taschenmesser ist dort klipp und klar verboten. Und weil es auf der Reeperbahn immer hoch hergeht, kontrollieren die Polizisten das Ganze sehr streng. Übrigens: Dasselbe gilt für Pfeffersprays.

6. Sich mit den Ladies einlassen, wenn man eigentlich nichts von ihnen will

Insbesondere die Herbertstraße ist bekanntlich die „Rote Zone“ auf St. Pauli – selbst wenn die Ladies der Nacht im gesamten Bereich zu finden sind.

  • Einerseits sei an dieser Stelle nochmals unterstrichen: Auch das Betretungsverbot für Frauen ist absolut kein Scherz. In der Herbertstraße haben die Ladies das Sagen, kennen einander und sorgen tatsächlich dafür, dass normale Frauen dort flugs das Weite suchen.
  • Generell sollte man als Frau in dem ganzen Gebiet (wenigstens in den Abend- und Nachtstunden) bei entsprechend knapper Kleidung darauf gefasst sein, angesprochen zu werden – man(n) sieht ihnen schließlich nicht an der Stirn an, keine „Gewerbliche“ zu sein. Ein simples „Sorry, ich bin keine von den Damen“ reicht aus, um die Sache zu klären.

Nachdem das geklärt ist, kommen wir zum eigentlichen Kern dieses Kapitels: Die Damen des horizontalen Gewerbes sitzen entgegen des Glaubens vieler Touristen nicht nur in beleuchteten Fenstern auf der Herbertstraße. Im Gegenteil, sie gehen ebenso ganz offensiv auf Kundensuche – und können dabei sehr hartnäckig sein.

Wer die Dienste nicht in Anspruch nehmen möchte, sollte deshalb auf keinen Fall mehr als ein knappes „Nein, danke“ aussprechen, wenn er angesprochen wird. Haben die Ladies nur den geringsten Zweifel, können sie sehr hartnäckig „Werbung betreiben“.

Übrigens: Zumindest außerhalb der Herbertstraße ist es absolut verpönt, die Kamera auf die Ladies zu richten. Nicht alle von ihnen wollen ihren Beruf an die große Glocke hängen.

7. Mit seinem Geld und den Zahlungsmitteln leichtfertig umgehen

Wie schon erwähnt, St. Pauli kann durchaus ein hartes Pflaster sein, wenn man hinter die glitzernden Neonlichter schaut. Unter anderem zeigt sich das durch eine Tatsache: Die enorme Dichte an ortsfremden Touristen in Verbindung mit hohem Alkoholkonsum macht das Gebiet rings um die Reeperbahn leider zu einer Hochburg von Taschendieben. Es gelten deshalb einige goldene Regeln:

  • Alle Wertsachen an der Vorderseite direkt am Körper tragen, etwa in einer verschließbaren Innentasche der Jacke. Keinesfalls beispielsweise das Portemonnaie in der Gesäßtasche belassen.
  • Niemals Irgendwelche Geldkarten aus der Hand geben. Am besten sowieso nur genügend Bargeld für diesen Abend mitnehmen.
  • Falls auf dem Handy Payment-Apps installiert sind, die berührungsloses Zahlen gestatten, deren Funktion ausschalten – besonders, wenn bestimmte Beträge ohne PIN überwiesen werden können.
  • Vorsicht zudem bei Apps, bei denen man mit Zahlungsdaten eingeloggt ist (etwa Shopping-Apps). Wird das Handy gestohlen, haben die „Finder“ direkten Zugang aufs Konto.

Profis lassen deshalb sogar das Handy im Hotel. Das hat nebenbei einen Vorteil: Was auf der Reeperbahn passiert, bleibt auf der Reeperbahn und kommt nicht in Form von kompromittierenden Fotos und Videos wieder mit nachhause.

8. Von Fremden offene Getränke annehmen – besonders als Frau

Wenn die Stimmung kocht und der eigene Pegel dementsprechend ist, kann man sich manchmal kaum vorstellen, dass St. Pauli etwas anderes ist als eine riesige glückliche Party. Weitestgehend ist es sogar so. Allerdings sollte sich dennoch niemand von Dritten außer dem Wirt Drinks in unverschlossenen Behältern ausgeben lassen. Ganz besonders nicht, wenn einem Glas oder Flasche „spontan“ in die Hand gedrückt werden.

Es besteht nämlich zumindest das echte Risko, Opfer von KO-Tropfen zu werden – und damit Opfer von verschiedenen Straftaten zwischen simplem Taschendiebstahl bis zu sexuellen Übergriffen.

9. Bei Streits den Friedensrichter spielen

Wo immer öffentlich gefeiert wird, kommt es über kurz oder lang zu Streits. Pärchen untereinander, Betrunkene gegen noch stärker Betrunkene, mutmaßliche Straftäter gegen Polizei – und auf St. Pauli manchmal durchaus Halbweltgestalt gegen Halbweltgestalt.

Die goldene Regel für sämtliche Arten solcher Streits zwischen lautem Anschreien und fliegenden Fäusten lautet, als Unbeteiligter sollte man nur zwei Dinge tun:

  1. Sich aus dem Gefahrenbereich begeben
  2. Die Polizei verständigen

Keinesfalls sollte man sich animiert fühlen, den Streitschlichter oder gar Helden geben zu müssen. Gerade dann, wenn es um „Kiez-Angelegenheiten“ geht, bringt man sich andernfalls rasend schnell in wirkliche Gefahr. Solange es einen nichts angeht, sollte man sich auch so verhalten

 

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