Herbertstrasse: Neue Hygieneregeln

Während man von der örtlichen Feuerwehr oder Schulen „Tage der offenen Tür“ gewöhnt ist, ist so ein Info-Tag im Freudenhaus eher ungewöhnlich. Am Donnerstag den 16, Juli konnten Interessierte und Pressevertreter in einem der Bordelle in der Herbertstrasse einen Blick hinter die Kulissen werfen. Doch der vom Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen  e. V. (BSD) initierte Tag, der zeitgleich in zahlreichen Großstädten stattfand, war keine Werbeveranstaltung, sondern eine Demonstration, wie sich die „Hygieneprofis“ des Gewerbes auf die Pandamie eingestellt haben und sich selber schärfere Auflagen verordnet haben als jedes Restaurant oder Bar.

Selbstverordnete Hygienregeln

Denn noch immer sind in Deutschland die Bordelle geschlossen und die Branche kämpft ums Überleben und gegen den Absturz in die Illegalität.
Hier die wichtigsten Fakten wie ein Bordellbesuch künftig aussieht:

Klopft ein Kunde ans Fenster und wird dieses geöffnet – auch eine Hure kann wählerisch sein – muss sicher gestellt werden, dass während geflirtet und verhandelt wird, beide einen Mundschutz tragen.
Die Damen haben einen festen Sitzplatz und sind duch Plexiglasscheiben voneinander getrennt. Kommt es zu einer Einigung, wird der Kunde herein gebeten. Selbst die Türklinken am Einlass sind mittlerweile aus virenabweisendem Kupfer.  Die Wirtschafterin des Hauses geleitet den Gast, nachdem diese sich die Hände desinfiziert hat und einen neuen Mundschutz bekommt, zu einer Art Rezeption, dort kann er über einen QR-Code eine App aufrufen, in der er seine Daten und die Ankuftszeit einträgt. Die Daten werden von einem Drittanbieter verwaltet, so dass die Betreiber nicht wissen, wer der Gast ist.

So läufts in der Steige

Inzwischen hat die Hure bereits ihr festes Zimmer bezogen und erwartet den Freier. Doch bevor es zur Action kommt, werden von beiden Parteien Hände und Gesicht gewaschen und selbstverständlich auch die Genitalien. Das alle Dienstleistungen mit Kondom verrichtet werden, ist ja klar. Auch tragen beide Parteien beim Akt einen Mundschutz. Sonderleistungen wie „Golden Shower“ oder „Anspucken“ gibt es momentan nicht im Programm.
Nachdem die vereinbarte Dienstleistung vollzogen ist, wird das Bett mit frischen Laken bezogen.

Wer steckt dahinter?

Der Tag der offenen Tür wurde in der Herbertstrasse von der Gruppe „Sexy Aufstand Reeperbahn“ organisiert und es stehen weitere Aktionen im Raum. Denn politisch hat sich in Deutschland, anders als in Österreich oder der Schweiz nichts bewegt. So fordert z.B. die Hamburger Frauenunion einen Perspektivwechsel zum Thema, bleibt aber in der praktischen Umsetzung völlig vage. Was in der oft rein moralisch geführten Debatte wegfällt ist, dass von der Sexarbeit auch andere Berufssparten betroffen sind. Einkäufer, WirtschafterInnen, Vermieter, Wäschereien.
Mal sehen, wann die Politik hier verbindlich handelt, denn es ist Eile geboten.

(Visited 125 times, 1 visits today)

Reeperbahn.com

Bleib Up To Date was Neuigkeiten über St. Pauli und die Reeperbahn angeht.

Neueste Beiträge

Folge uns auf Facebook

Folge uns auf Instagram

Folge uns auf Twitter