Alesh One

Man sieht sie in Hinterhöfen an den Wänden, übergroße Darstellungen der Simpsons-Figuren gemalt auf Papiertischdecken. Ein Hingucker, denn sie sind alle nackt. Lisa, Marge, Manjula.
Hinter der Aktion steckt der gebürtige Tscheche Alesh One. Die Aktion heißt „Gentrifickmich“ und bezieht sich auf die wuchernden Mietpreise auf Sankt Pauli. Der Gedanke: Was wäre, wenn die Simpsons ins Viertel kämen und mit den Mieten konfrontiert würden. Sie würden alle in der Prostitution landen. Der Gedanke zu der Kampagne kam ihm als er von Berlin nach Hamburg umsiedelte und dort die katastrophale Mietpraxis kennen lernte. Für ein Loch ohne Heizung sollte er anteilig für den tatsächlich nutzbaren Bereich in der Clemens Schultz-Strasse ca. 25 EUR/qm bezahlen.

In Berlin war er über 21 Jahre Teil des legendären Tacheles-Komplexes, der nach dem Mauerfall der Magnet für Künstler aus aller Welt war. Die turbulente Zeit dort brachte ihn mit Galeristen und anderen Künstlern zusammen, so dass er Aussellungen auf der ganzen Welt hatte. Später leitete er Berlins kleinstes Kunsthaus.
Legendär war seine Aktion in Madrid. Nonnen hatten in einem katholischen Krankenhaus werdende Mütter im Glauben gelassen ihr Baby sei bei der Geburt verstorben. In Wahrheit wurden die Säuglinge verkauft. Als der Skandal öffentlich wurde, malte er eine riesige nackte Nonne an die Wand des Krankenhauses. Der Clou die Farbe war mit vergorener Milch versetzt. Als die unheiligen Damen die Wand übermalen wollten, sorgte das Fett dazu, dass die Nonne unter neuen Farbschicht wieder hervortrat. Letzendlich musste die Wand abgetragen werden. Abgetragen wurde auch Alsh, der ohne Prozess einfach des Landes verwiesen wurde. „Das war der lange Arm der Kirche,“ meinte er.

Begonnen hat er seine Karriere als Sprayer im sozialistischen Prag. Bewaffnet mit einer Farbrolle, Spraydosen gab es nicht, verschönerte er – inspiriert von Fotos aus New York – Züge und Wände.
Auf Sankt Pauli hat er jetzt mit zwei Mitstreitern ein Atelier in der Seilerstrasse aufgemacht. In den Räumen wird gemalt und ausgestellt und irgendwie ist es auch zum Nachbarschaftstreff geworden. Nach Hamburg gezogen hat ihn die Menalität („Hamburger tragen ihr Herz auf der Zunge“) und – man höre und staune – das Wetter. Letzteres, weil das Hamburger Grau einfach die perfekte Stimmung zum Arbeiten bietet.
Die Gentrifickmich-Aktion hat schon für manche Brisanz im Viertel gesorgt. Ein übereifriger Vater (#paulidastoppen) empörte sich über die nackte vierfingrige Lisa und drohte mit der Zerstörung ausgestellter Werke. Warum sein 8 jähriges Kind eine Sendung mit FSK 12 kennt, blieb allerdings sein Geheimnis.
Neben solchen Ausfällen finden die Bildmotive großen Zuspruch. Sie hingen schon in zahlreichen Galerien wie der Popstreet, dem Art Store, dem Erotic Art Museum, der Haspa und sind auch in seinen Räumen in der Seilerstrasse.

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