15 Minuten Stadt Hamburg

Die 15 Minuten Stadt Hamburg: Was bedeutet das für die Reeperbahn?

Mit neuen Ideen ist es immer das gleiche. Sobald sie die eigene Komfortzone berühren, werden als unrealistisch eingestuft. Die Stadt Hamburg hat sich für solch eine Idee erwärmt: bis 2040 will sie 15 Minuten Stadt werden.
Die Grundidee ist diese. Kurzstrecken mit dem eigenen PKW sollen innerhalb der Stadt möglichst nicht mehr stattfinden. Die CO2-Bilanz solcher Fahrten ist übel. Feinstaub, Smog und Lärm auf verstopften Straßen sind ganz neutral gesehen eine Belastung für alle – auch täglicher Stress für die Fahrer im Stau.
Das verführerische an der Idee ist, dass es möglich sein soll, innerhalb von 15 Minuten alles Lebensnotwendige per Rad, Elektroshuttle oder per ÖPNV erreichbar zu wissen. Also Lebensmittel, Baumärkte aber auch relevante Ärzte und kulturelle Orte.

Wie soll die 15-Minuter Stadt aussehen?

Dafür wird die Stadt in Sektoren unterteilt, die in diesem Radius das Wesentliche bereithalten, was  zur einer besseren Infrastruktur notwendig ist.
Also auf der einen Seite wird mit so einer Planung die Lebensqualität verbessert, weil für die alttäglichen Besorgungen Zeit eingespart wird und keine Zusatzkosten für Parkplätze anfallen. Zudem wird in der Hood an den notwendigen Stellschrauben gedreht. z.B. Anreize, dass sich Ärzte niederlassen, zu denen man sonst quer durch Hamburg fahren muss, dazu Schwimmhallen oder Kinos. Oder es bilden sich wieder kulturelle Orte, die das miteinander im Quartier fördern. Und ein Club ist dann nicht länger mehr ein schnöder Abspielort für Konzerte, sondern ein er folgt wieder seiner Uridee, dass man partizipiert, in dem man dort selber etwas realisieren kann. Auch Mehrzweckgebäude sind im Gespräch. Was tagsüber ein Café ist, kann abends zum Tanzlokal werden. Stichwort: variable Raumkonzepte.

Viele offene Fragen rund um die 15-Minuten Stadt

Auf der anderen Seite stehen viele offene Fragen. Wird die Gewerbefreiheit beschnitten, die eine freie Wahl der Betriebsstätte verspricht? Was ist, wenn es triftige Gründe gibt, den Sektor regelmäßig zu verlassen: Pflegebedürftige Eltern, die Arbeitsstelle oder schlichtweg den Freund oder die Freundin besuchen?
Erste noch unausgegorene Überlegungen gehen dahin, dass man ein CO2 Guthaben hat, dass sobald man den Sektor mit seinem PKW verlässt nach und nach verbraucht wird.
Das bedeutet nicht, dass man sich nicht bewegen soll oder darf, wie es schon erste Unken auf youtube kommunizieren, sondern, dass dafür andere mobile Angebote genutzt werden.

Die Idee ist nicht neu, sie wird schon praktiziert, z.B. in Oxford, wo es Mautstationen von Sektor zu Sektor gibt und – oh Schreck –  auf Malle, wo jede Einfahrt nach Palma regelmäßig einen hohen Betrag kostet. Viele Mietautofahrer wundern sich regelmäßig, dass ihre Kreditkarte nach dem Urlaub noch nachbelastet wird.

Was würde so ein Konzept für St. Pauli und die Reeperbahn bedeuten?

Schauen wir einmal auf die Bedarfsseite. Drogerien und Supermärkte gibt es genug, dazwischen etwas Einzelhandel mit Spezialsortiment oder mit gesonderten Angebot wie z.B. vegan oder nur Obst und Gemüse. Bis auf Kinderärzte ist auch die medizinische Versorgung gut.
Nachbessern kann man beim kulturellen Angebot, dass nicht rein kommerziell ausgerichtet ist. Räume für Innovation sind nicht finanzierbar, da die Eigner lieber an einen lukrativen Kiosk vermieten, statt an Non-Profit-Einrichtungen. Doch gerade diese sind der Nährboden für ein nachwachsendes kulturelles Flair, das sich mal ausprobieren will. Aber das ist ein anderes Thema.
Kritisch wird es für den Kiez innerhalb der Woche. Denn der Tourismus hat sich auf die Wochenenden beschränkt. Schon jetzt haben viele Läden unter Woche geringe Umsätze. Wenn nun auch die wenigen Hamburger aus Kostengründen in ihrem Sektor bleiben, kann es noch enger werden. Andererseits ist das auch Schwarzmalerei, denn wer innerhalb Hamburgs mit dem Auto auf den Kiez fährt, ist selber schuld. Der ÖPNV ist jetzt schon sehr gut.
Interessant wird es, ob die Gewerbetreibenden es schaffen ihre Mietungen multifunktional auszurichten. Konzepte wie das gehen kann, liegen ja schon lange auf dem Tisch, aber noch ist der Druck nicht so hoch, dass ein Umdenken notwendig scheint.

Und, wie sehr sich die Idee verfährt, wenn erst die Auto-Lobby in Deutschland ihr Haupt reckt, scheint ja jedem klar zu sein.

Wer sich für die 15-Minuten Stadt interessiert, kann sich hier informieren.

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