Wilfried Schultz war in den 70er Jahren der uneingeschränkte Herrscher über die Reeperbahn. 23 mal ermittelte die Polizei gegen ihn und immer endete das Verfahren mit einem Freispruch. Der „Pate“ wie er genannt wurde oder „Frieda“, wie er nicht genannt werden wollte, lenkte das Geschäft mit der Prostitution und den Spielsalons.
Angefangen hatte seine Karriere in den 60er Jahren als Bananenpacker im Hafen und später als Kellner auf dem Kiez. Sein Einfluss gründete sich darauf, dass er die Wiener Zuhälter 1965 aus St. Pauli vertrieben hatte. Schultz versuchte, immer in bestem Zwirn gewandet, sich als respektabler Geschäftsmann alter hanseatischer Prägung darzustellen. Anfang der 80er zog er sich langsam zurück, denn mit dem neuen Geschäftsfeld Drogen wollte er nichts zu tun haben. Am Steindamm in St. Georg betrieb er zuletzt nur noch das Edelbordell „Café Cherie“. 1983 wurde er wegen Steuerhinterziehung für 2 Jahre und sechs Monate in Haft genommen.
Zwei Dinge änderten die Situation auf dem Kiez. Die „weiße Dame“, das Kokain wurde ein einträgliches Geschäft und es kam zum Gebrauch von Waffen. Der erste Einschlag war die Ermordung des Chinesen Fritz am 28. September 1981 in der Gaststätte „Ritze“, der nie wirklich aufgeklärt wurde.
Der zweite war eine Schießerei am 21. Oktober 1982. Nach einem Streit zweier Prostituierten, bei dem die eine der anderen ein „Veilchen“ geschlagen hatte, kam es zu verbalen Drohungen unter den Beschützern. Wenig später betrat Thomas Born „Karate-Tommy“ den „Salon Bel Ami“ im Eros-Center, um die „Sache“ auf alte Weise zu regeln. Kurzum, er war auf eine Schlägerei vorbereitet. Doch die drei Zuhälter hatten sich Pistolen besorgt und schossen. Tommys Begleiter, der „SS-Klaus“ (25) und „Angie“ (38), waren sofort tot. Born bekam einen Durchschuss am Bauch. Er floh durch eine Tür, die er mit reiner Muskelkraft eintrat. Von da an herrschte ein Klima der Gewalt, in der viele Luden das Zeitliche segneten.
Und es war die Zeit von Mucki Pinzner, dem Kiez-Killer.

Die neue Generation der Ludenkartelle
Mit dem sich schon in den 70er Jahren abzeichnenden Machtverlust kam eine neue Generation der Ludenkartelle an die Macht. Prägend war die so genannte GMBH, eine Gruppierung benannt nach den Vornamen der Beteiligten Gerd, Mischa, Beatle und Harry. Sie entsprachen dem typischen Bild eines Zuhälters. Große Autos, teure Uhren und ein gepflegtes Äußeres. Die vier „Manager“ der GMBH strichen pro Monat bis zu 200.000 Mark ein. Zu den von ihnen dominierten Läden gehörten das Eros-Center und das Palais d’Amour. Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre, kam es zu unliebsamer Konkurrenz. Die Bubis rund um die Nutella Bande steckten auf dem Kiez ihren Claim ab. Ebenso eine Gruppe um den Zuhälter Ringo, die sich am Hans-Albers Platz im Chikago traf. Der Ort, wo sich alle einfanden, war die Discothek „Top Ten“ und außer ein paar Prügeleien blieb es ruhig.